Als Mediziner ein Startup gründen? Aufgaben & Rollen für Ärzte in Startups. Interview mit Ole Moritz Block (MAGNUS Medical)

Dies ist Teil 1 des Interviews mit dem MAGNUS-Medical Mitgründer Ole Moritz Block. Im ersten Teil berichtet er von seinen Erfahrungen als ärztlicher Start-up-Gründer, im zweiten Teil wird es genauer um den innovativen Desinfektionsmittelspender von MAGNUS gehen!

Über den Interviewpartner:

Ole Moritz Block hat im November 2020 sein Humanmedizinstudium an der Universität Göttingen beendet und ist Mitgründer des Start-ups MAGNUS Medical.

Bei MAGNUS ist er vor allem für die Medizinische Leitung und Projektkoordination verantwortlich. Allerdings sind die Fachbereiche nicht in Stein gemeißelt: so hilft jeder, wo er kann.

Interview:

MvM: MAGNUS Medical entwickelt einen Desinfektionsmittelspender, der mit der Türklinke kombiniert ist. So kann die Händedesinfektion leicht in den Alltag auf Station oder in der Praxis integriert werden. Was hat Dich dazu bewegt, das Start-up mitzugründen, und diesen für Mediziner*innen eher untypischen Weg einzuschlagen?

OMB: In den klinischen Semestern des Humanmedizinstudiums ist meinem damaligen Mitbewohner und Kommilitonen Lucas Mittelmeier und mir aufgefallen, dass die Händehygiene im Krankenhausalltag oftmals vernachlässigt wird. Und das, obwohl niemand bezweifeln würde, dass sie extrem wichtig ist. Also haben wir uns zusammen mit einem weiteren Freund, Malte Ernestus, überlegt, was und wie man Händehygiene verbessern kann.

Die Entscheidung etwas zu gründen war also eher unbewusst und entwickelte sich im Laufe der Zeit, je konkreter die Umsetzung wurde.

MvM: Wie sieht Deine Rolle bei MAGNUS aus, bzw. welche Rolle generell können Mediziner*innen in innovativen Health-Startups übernehmen?

OMB: Als Mediziner profitiert man natürlichen von der medizinischen Expertise, aber auch von der wissenschaftlichen Arbeit, die man sich im Rahmen der Doktorarbeit angeeignet hat. So waren die ersten Aufgaben herauszufinden, ob unsere Idee anhand von Papern überhaupt einen medizinischen Zweck hat. Also solche fachspezifischen Aufgaben kann man perfekt übernehmen. Außerdem kann man sich gut in die Kundenrolle hineindenken, wenn sich das Produkt an Ärzte richtet. Das ist entscheidend, wenn die Geschäftsidee einen echten Mehrwert haben soll.

MvM: Aus wie vielen Personen besteht das Team von MAGNUS, und wie seid Ihr zusammengekommen?

OMB: Aktuell besteht unser Team aus fünf Mitgliedern. Zwei Ärzten, einem Student der Rechtswissenschaften, einem Maschinenbauer und einem Wirtschaftswissenschaftler. Wir haben unser Team extra breit aufgestellt um die erforderlichen Kompetenzbereiche abzudecken. 

Zu Anfang hat sich das Team aus dem Freundeskreis ergeben, später haben wir gezielt Leute dazu geholt. Genauer gesagt, als wir das EXIST-Gründerstipendium bekommen haben, welches zwei Teammitgliedern den Lebensunterhalt für ein ganzes Jahr zahlt, um an einem Startup zu arbeiten.

Das Team hinter MAGNUS Medical:

v.l.n.r. Timon Bunnenberg, Malte Ernestus, Lucas Mittelmeier, Michael Brandau, Ole Block

MvM: Vielen Mediziner*innen wird der Gedanke schon mal gekommen sein: es müsste ein bestimmtes Produkt geben, um die Abläufe auf Station oder die Patientenversorgung insgesamt zu verbessern. Doch die wenigsten entschließen sich dazu, diese Idee in die Tat umzusetzen. Woran liegt das aus Deiner Sicht? 

OMB: Wir wussten anfangs auch nicht, wo wir anfangen sollen. ….

Ich denke so wie es uns am Anfang ging, geht es den meisten. Die Idee kommt schnell, die Recherche auch noch, aber dann kommen die Hürden. Man ist entmutigt, weil es doch schon ähnliches gibt, man muss Geld und Zeit investieren und sich Hilfe holen. Daran scheitern vermutlich die meisten, weil es ein langwieriger Prozess ist.

MvM: Welchen Tipp kannst Du Mediziner*innen auf den Weg geben, die mit dem Gedanken spielen, ein Problem im Gesundheitssystem mit einer innovativen Idee zu lösen? 

OMB: Wenn man von der Idee überzeugt ist, ist das wichtigste am Ball zu bleiben und sich nicht entmutigen zu lassen. Man muss drauf los probieren und selbst so überzeugt sein, dass man Andere mitzieht.

MvM: Welche Möglichkeiten der Förderung gibt es für junge Startups im Gesundheitsbereich, gerne am Beispiel von Göttingen?

OMB: Die Gründungsförderung der Universität Göttingen war uns eine große Hilfe zu beginn unseres Projekts, als wir nicht wussten, wo wir anfangen sollen. Nachdem wir Kontakt aufgenommen haben, haben wir einen enormen Push bekommen. Außerdem gibt es verschiedene Förderprogramme des Südniedersächsischen Innovationscampus (SNIC), des BMWi (EXIST) und der NBank. Außerdem kann man in der Life Science Factory für einen geringen Betrag verschiedene 3D-Drucker und weitere Fertigungsmaschinen für die Produktion von Prototypen nutzen.

Wir selbst konnten im Mai das EXIST-Gründerstipendium, sowie die Aufnahme in den SNIC-Lifescience-Accelerator einwerben. Zudem haben wir in zwei Kategorien des Lift-Off-Gründungswettbewerb der Uni Göttingen den ersten Platz belegt. Wenn man erstmal sucht, findet man recht viele Angebote.

MvM: Vielen Dank für das Gespräch! In Teil 2 des Interviews wird es um den Desinfektionsspender von MAGNUS Medical gehen. Wie funktioniert er, warum ist er herkömmlichen Lösungen zur Handhygiene überlegen und wie sehen die nächsten Schritte des Unternehmens zur Markteinführung aus? Abonniert unseren Newsletter und folgt uns auf Social Media, um informiert zu werden, wenn Teil 2 erscheint!

Kontakt:

MAGNUS Medical

Philipp-Reis-Straße 2A

37075 Göttingen

Web: https://magnus-medical.de

LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/magnus-medical/

Ole Moritz Block:

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/ole-moritz-block-b147a4213/

E-Mail: block@magnus-medical.de

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Simon Rösel

Simon studiert Medizin in Göttingen und interessiert sich besonders für Innere Medizin, Bildgebung und Digital Health. E-Mail: simon@medizin-von-morgen.de

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